Schlechte Zeiten – gute Zeiten

Konflikte gehören zu Beziehungen. Wie aber verhält man sich nach Gottes Willen in einem Konflikt? Wie löst man ihn?
Schlechte Zeiten – gute Zeiten

Worum geht’s?

Wer kennt es nicht, das ständige Auf und Ab in den Beziehungen? Plötzlich und unerwartet ist er da – der Konflikt. Eben war die Welt noch in Ordnung, doch nun scheint sie blitzschnell aus den Fugen zu geraten.

Auslöser gibt es viele: Neid, unerfüllte Erwartungen, Missverständnisse, Schuld… Wie ist das mit Konflikten? Können sie vermieden werden? Wie kann man sich verhalten und sie lösen? Sind sie auch Chancen für Beziehungen? Fragen, über die es sich lohnt auch in konfliktfreien Zeiten nachzudenken.

Die Bibel geht sehr offen mit schlechten und guten Zeiten um und steuert darin hilfreiche Hinweise zur Konfliktlösung. Außerdem ist es spannend, zu entdecken, was Gott aus Konflikten machen kann.

Mit wem haben wir’s zu tun?

Konflikte sind Teil unseres Lebens, auch (und vielleicht im Besonderen) Teenager erleben sie. Während der Pubertät verändert sich Vieles im Leben und Denken. Die Eltern werden schwierig und peinlich, viele Pflichten sind uncool, ganz zu schweigen vom Konkurrenzkampf um die stylishsten Klamotten oder das teuerste Smartphone. Sich selbst nicht mehr als schön und gut genug zu empfinden, innerliche Rebellion gegen die Erwartungen der anderen oder die Sehnsucht nach Freiheit – auch Konflikte mit der eigenen Person bringen das Fass schnell zum Überlaufen. Und dann ist da noch der Zwiespalt zwischen Gottes Willen und den eigenen Wünschen und Träumen. Keiner lebt gern mit Auseinandersetzungen. Besonders in einer Zeit vieler körperlicher und seelischer Prozesse ist es für Teenager wichtig, Maßstäbe zum Umgang mit Konflikten kennenzulernen.

Worauf wollen wir hinaus?

Sensibilisierung – Wodurch entstehen Konflikte?

Der Teenager wird für verschiedene Konfliktpotentiale, das heißt Situationen, Beziehungen, Gefühle oder innere Spannungen, sensibilisiert.

Konfrontation – Wohin können Konflikte führen?

Durch Beispiele biblischer Personen und deren sehr unterschiedlichem Umgang mit Konflikten erfährt der Jugendliche, welche Chancen und Konsequenzen Auseinandersetzungen für die weitere Beziehung haben.

Motivation – Wie sieht Konfliktvermeidung und -lösung nach Gottes Vorstellungen aus?

Durch das Bewusstmachen biblischer Prinzipien wird der Teenager dazu motiviert, langfristig Konflikte zu vermeiden oder sich in Auseinandersetzungen so zu verhalten, dass Gott geehrt und der Konflikt zur Chance wird.

Wie gehen wir vor?

Einstieg

Um die Jugendlichen auf das Thema einzustimmen, startet man mit einer Bildmeditation, auf der ein Mensch zu sehen ist, dem seine Gefühle ins Gesicht geschrieben stehen. Hier ist die Frage wichtig: Was geht wohl in dem Menschen vor?

Eventuell kann man hier das persönliche Erlebnis eines Konflikts erzählen, der nicht optimal gelöst wurde. Das erhöht die Aufmerksamkeit und macht den Vortragenden authentisch.

Danach muss für die Teenager deutlich werden, welche Ziele die Bibelarbeit verfolgt (siehe „Worauf wollen wir hinaus?“). Dabei sollten diese Ziele vom Mitarbeiter kurz und knackig formuliert werden. Eine Visualisierung der Punkte kann hilfreich sein.

Brainstorming

Nun sollen die Teenager ihr eigenes Leben reflektieren und darüber nachdenken, welche Konflikte sie selbst schon hatten und woraus diese resultierten. An der Tafel könnte man als Einordnungshilfe eine Tabelle skizzieren (Download „Wo entstehen Konflikte?“). Die Aufforderung lautet nun: „Überlege, welche Gefühle, Erwartungen oder welches Verhalten in diesen drei Bereichen zu Konflikten führt.“

  • In mir selbst
  • Zwischen Menschen
  • Zwischen mir und Gott

Entweder trägt man die Wörter auf Zuruf ein oder man verteilt Moderationskarten, sodass die Jugendlichen eine kurze Bedenkzeit haben und die Wörter/Wortgruppen auf die Karten notieren. Dann könnte man Freiraum geben, damit die Karten der richtigen Spalte der Tabelle zugeordnet werden können.

Gruppenarbeit

Konflikte sind Teil unseres Lebens.
Eben war die Welt noch in Ordnung, jetzt gerät sie aus den Fugen.
Aber selbst daraus kann Gott noch etwas machen.

Nun folgt die Gruppenarbeit, in der sich die Jugendlichen in kleinerer Besetzung mit jeweils einem Konflikt aus der Bibel beschäftigen. Es ist dabei nicht entscheidend, alle Texte zu verwenden, sondern je nach Gruppengröße und Art der Zusammensetzung kann entschieden werden, welche Texte zur Anwendung kommen.

Im Folgenden haben wir eine kurze Auswertung zu jedem Bibeltext für euch als Mitarbeiter formuliert.

a. Freispruch statt Verurteilung – Jesus und die beim Ehebruch ertappte Frau (Johannes 8,2-11)

Die Pharisäer konfrontieren Jesus mit der Spannung zwischen dem Gesetz und der Liebe und Vergebung, die er predigte. Sie wollen ihm eine Falle stellen und hoffen auf eine verfängliche Antwort seinerseits. Doch Jesus reagiert gelassen. Anstatt aufzubrausen oder energisch theologische Kommentare abzugeben, tut er erst einmal nichts. Dann ändert er die Blickrichtung der Zuschauer. Die, die eben noch verurteilten, fühlen sich verurteilt. Sie merken, dass sie kein Recht haben Recht zu sprechen. Das kann nur Gott.

Statt andere vorschnell zu verurteilen – wodurch man sich besser fühlt als der andere – sollten wir immer unsere eigene Unvollkommenheit und die Vergebung Gottes im Hinterkopf haben, wenn wir uns die Fehler anderer anschauen.

b. Der König ist sauer – König Ahab und Nabot (1. Könige 21,1-16)

Vielleicht hat Ahab sich das schöne Grundstück Nabots schon lange von seinem Palast aus angesehen. Eventuell plante er schon, was er dort für einen wunderschönen Garten anlegen könnte. Die Erwartung Ahabs trifft auf Nabots Gehorsam dem Gesetz gegenüber. Statt Nabots Entscheidung zu akzeptieren, steigert sich Ahab in seine Enttäuschung hinein. Seine intrigante Frau Isebel kommt ihm zu Hilfe. Das Königspaar boxt seine Interessen ohne Rücksicht auf Verluste durch und geht dabei buchstäblich über Leichen.

Wir sollten nicht um jeden Preis unsere Interessen durchdrücken, sondern auch zurückstecken und akzeptieren, dass es nicht immer nach unserem Willen geht.

c. Gegensätzliche Vorstellungen – Streit zwischen Paulus und Barnabas (Apostelgeschichte 15,36-41)

Bei der Vorbereitung auf die nächste Missionsreise entsteht zwischen Paulus und Barnabas eine heftige Auseinandersetzung. Barnabas will Johannes-Markus, wie schon das vorangegangene Mal, als Helfer mitnehmen. Paulus ist dagegen. Vielleicht möchte Barnabas dem Ex-Mitarbeiter noch eine Chance geben, Paulus hingegen hält nichts von Unzuverlässigkeit. Die beiden trennen sich. Aus dem ersten Missionsteam werden zwei Teams. Und Gott segnet beide Arbeiten weiter.

Es gibt innerhalb der Freiheit, die Gott uns gibt, nicht immer „Richtig“ oder „Falsch“, sondern manchmal verschiedene richtige Entscheidungen. Aber zur Lösung eines Konflikts kann zeitweise Distanz hilfreich sein.

d. Frust und Vorwürfe – Das Volk Israel und Mose (2. Mose 17,1-7)

Wasserknappheit herrscht in der Wüste. Da das Volk keine langfristigen Vorräte hat, ist es abhängig von Gottes Versorgung, die es auch bisher erlebt hatte. Als Gott jetzt ihr Vertrauen prüft und mit Wasser spart, sind die Israeliten sauer auf Gott. Sie geben ihren Frust ungefiltert an Mose weiter und werden dabei scheinbar fast handgreiflich. Jedenfalls fürchtet Mose um sein Leben. Anstatt den Druck, wie das Volk, an irgendjemandem auszulassen, sucht Mose bei Gott Hilfe und gibt ihm alles ab. Und Gott hört auf Mose. Es gibt frisches Wasser für alle.

Statt unseren Frust und Druck ungefiltert an andere weiterzugeben und uns dabei schuldig zu machen, sollten wir uns an Gott wenden, der uns den Druck zumutet und unser Vertrauen prüfen will. Er hat eine Lösung!

e. Eine Frage der Rangordnung – Wer ist der Größte der Jünger? (Lukas 22,24-30)

Während des letzten gemeinsamen Abends mit Jesus vor seinem Tod streiten die Jünger plötzlich, wer von ihnen der Größte, der Wichtigste sei. Das muss nicht zwingend heißen, dass es jeder sein wollte, aber es gab sicherlich einige Favoriten, wie Petrus, Johannes und Jakobus. Es ist Jesus, der in diesen Konflikt eingreift und ihnen klar macht, dass es in seinem Reich nicht um Größe, sondern um Unterordnung und Demut geht.

Wir sollten wie Jesus demütig sein und den anderen dienen, statt gern der/die Wichtigste sein zu wollen.

f. Respektloses Verhalten 1 – Der verlorene jüngere Sohn (Lukas 15,11-24)

Mit der respektlosen Forderung nach dem Erbe zeigt der jüngere Sohn: „Vater, du bist mir egal, mir ist auch egal, wovon du in Zukunft leben willst. Ich will mein Erbe jetzt. Statt ihn zu verjagen und als Sohn abzuerkennen, reagiert der Vater liebevoll auf seine Forderung und geht darauf ein. Als der Sohn am Ende ist, kehrt er zurück zu seinem Vater. Der reagiert erneut liebevoll und nimmt ihn bedingungslos an.

Oft setzen wir unseren Willen energisch durch und nehmen dabei keine Rücksicht auf andere. Es geht uns um unser Recht, unser Glück und unseren Willen… Aber wir dürfen umkehren und sowohl bei anderen, als auch bei Gott um Vergebung bitten.

g. Respektloses Verhalten 2 – Der verlorene ältere Sohn (Lukas 15,25-32)

Der ältere Bruder versteht nicht, warum dieser Taugenichts ohne Wenn und Aber wieder aufgenommen wird. Noch dazu stammt das Festessen aus dem Besitz des älteren Sohnes. Weil seine eigenen Erwartungen unerfüllt bleiben und er enttäuscht ist vom Verhalten des Vaters, verweigert er die Einladung und beleidigt damit seinen Vater. Der Vater reagiert liebevoll und macht nicht von seinem Recht Gebrauch. Jesus lässt aber bewusst offen, wie der ältere Bruder sich entscheiden wird. Die Einladung des Vaters besteht.

Es gibt immer wieder Situationen, in denen wir von Gott Dinge erwarten, weil wir ja dieses oder jenes Fromme getan haben. Wir sind enttäuscht, wenn Gott nicht so reagiert, wie wir es haben wollen. Das gilt aber auch für andere Personen, denen wir mit zu hohen Erwartungen begegnen.

h. Das verwöhnte Brüderchen – Josef und seine Brüder (1.Mose 37,1-5.11.18-24.27.31-35)

Die besondere Liebe und Aufmerksamkeit Jakobs für Josef, sein Petzen und die Dreistigkeit, die Träume zu erzählen, steigern den Groll der Halbbrüder über Hass bis hin zur Mordlust. Der Konflikt eskaliert. Es kommt zwar nicht zum Mord, aber zur Versklavung Josefs. Mit der Lüge über den angeblichen Unfall stürzen sie ihren Vater Jakob in tiefe Depressionen.

Manchmal ärgern wir uns über jemanden, der eine bestimmte Verhaltensweise an den Tag legt, die uns nicht passt. Oder wir erleben unfairen Umgang beispielsweise in der Gruppe. Statt uns hineinzusteigern, sollten wir solche Dinge ansprechen und klären, bevor es zu schlimmeren Gedanken und auch zu verletzenden Worten oder Taten kommt!

Enttäuschte Erwartungen,
verletzte Gefühle.
Nicht immer geht es nur um uns.

Auswertung

Nach der Gruppenarbeitsphase sollte jede Gruppe kurz den Inhalt ihres Textes und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen präsentieren. Diese Zeit sollte knapp gehalten werden, um nicht alles zu zerreden. Das Merkblatt „Biblische Konflikte“ kann dabei zur Auswertung genutzt werden. Jeder Jugendliche hat so auch für zu Hause eine Grundlage, sich noch einmal genauer mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Zusammenfassung – Schritte zur Konfliktlösung

Gegenstandslektion: Braunfärbung eines Apfels

Das Experiment muss sechs bis neun Stunden vorher vorbereitet werden. Ein schöner saftiger Apfel wird zerteilt und nur eine Hälfte mit Zitronensaft bestrichen. Die unbehandelte Seite wird schnell braun und unansehnlich. Die behandelte bleibt noch Stunden später schön und saftig.

Den Teenagern erklären wir mit diesem Beispiel, dass wir Gottes Liebe und Vergebung in unserem Leben brauchen, damit wir auch in Konflikten „genießbar“ bleiben. Ohne Gott und seine Maßstäbe werden wir unansehnlich und lieblos. Die folgenden Schritte sollen als Abschluss eine Hilfestellung für Konfliktlösungen sein. Diese sind auch auf dem Merkblatt „Wie löse ich einen Konflikt?“ sichtbar.

1. INNEHALTEN – Was ehrt Gott?

Jeder Konflikt birgt die Chance in sich, dass ich mich zur Ehre Gottes verhalte und etwas vom Wesen Jesu in meinem Verhalten sichtbar werden lasse. Bin ich bereit, nicht meine Interessen durchzuboxen, sondern dem anderen mit Liebe zu begegnen und auch sein Wohl im Blick zu haben? Lies Philipper 2,3-4.

2. MICH SELBST PRÜFEN – Meinen Anteil anerkennen

Es gibt in einem Konflikt immer zwei Seiten. Auch ich kann mich schuldig machen. Deswegen will ich mich vor Gott prüfen. Dann bitte ich um Vergebung und bin bereit, meine Einstellungen und Gewohnheiten zu ändern, die zur Entstehung des Konflikts geführt haben. Lies Sprüche 28,13.

3. HINGEHEN – Über das Problem reden

Der Konflikt darf nicht unter den Teppich gekehrt werden und wird auch nicht durch negatives Reden mit Dritten besprochen. Ich gehe auf die betroffene Person zu und spreche den Konflikt offen an. Wenn die betroffene Person nicht auf mich eingeht, kann ich Hilfe bei einer Vertrauensperson suchen, die versucht, mit uns gemeinsam den Konflikt zu klären. Lies Matthäus 18,15-16 und Galater 6,1-2.

4. LÖSUNGEN ERARBEITEN

Das Ziel sollte sein, dass unsere Beziehung auch auf lange Sicht wieder in Ordnung kommt und Versöhnung stattfindet. Wir müssen den Konflikt miteinander und auch gemeinsam vor Gott klären. Ich vergebe dem anderen bedingungslos und krame den Vorfall nicht wieder hervor. Er steht nicht mehr zwischen uns. Vielleicht gibt es auch Vereinbarungen oder Kompromisse, die das Zusammenleben besser regeln?
Lies Matthäus 18,21-22 und Kolosser 3,13.

Was brauchen wir?

  • Bild, das einen Konflikt zeigt
  • Moderationskarten, Stifte
  • Arbeitsblätter, Bibel
  • Apfel, Zitronensaft