Mentoring

Der folgende Artikel soll in Kurzform aufzeigen, was Mentoring bedeutet und wie wir es in unserem Leben praktizieren können.
Mentoring

Der folgende Artikel soll in Kurzform aufzeigen, was Mentoring bedeutet und wie wir es in unserem Leben praktizieren können.

Eine unserer wichtigsten Aufgaben, wenn wir älter und erfahrener werden, liegt darin, einen positiven Einf uss auf jüngere Menschen um uns herum auszuüben. Vor allem Jugendliche halten nach Menschen Ausschau, deren Leben sie zum Vorbild ihres eigenen Lebens nehmen können, jemand, zu dem sie aufschauen und sagen können, „Ich möchte wie er (oder sie) sein.

Paulus schreibt

“Folgt meinem Beispiel, so wie ich dem Beispiel folge, das Christus uns gegeben hat!“(1.Korinther11,1)

Mentoring ist eine Beziehung zwischen einem Mentor [die Person, die Vorbild ist] und dem Mentee [die Person, die lernt].

Mentoring…

…beschreibt die Beziehung zwischen einem Mentor und seinem Mentee. Der Mentor bemüht sich, die noch zu entwick elnden und wachsenden Fähigk eiten und Gaben, die der Mentee in sich trägt, zu fördern und freizusetzen. Der Mentor unterstützt und beeinf usst seinen Mentee in einer positiven Art und Weise, so dass dieser sein Potential entfalten kann. Das kann sich über einen kürzeren Zeitraum abspielen, aber auch ganze Lebensabschnitte oder sogar das ganze Leben lang andauern.

Mentoring kann eine gute Hilfe für das bessere Verständnis von Jung und Alt in der Gemeinde sein, da sich sowohl Mentor als auch Mentee miteinander beschäftigen müssen. Dies hilft ungemein, auch wenn es auf sehr unterschiedlichen Ebenen stattfinden kann.

Es gibt eine Vielzahl von Deifnitionen von Mentoring und eine noch größere Zahl von verschiedenen „Namen“ für das, was damit gemeint ist, aber ein Grundsatz bleibt gleich: Eine Person gibt ihr Wissen und ihre Erfahrung an eine andere weiter.

Im Folgenden sollen einige gängige Modelle und Methoden angerissen und ihr Schwerpunkt herausgestellt werden.

Vernetzung und Abgrenzung von Mentoring

Coaching:

Kennt man eigentlich aus dem Sport. Eine Person mit einem speziellen Fachwissen gibt dies an andere Personen weiter, z.B. im Fußball, beim Tennis etc. In der Wirtschaft ist Coaching in den letzten zehn Jahren sprungartig in Mode gekommen. Nahezu jede größere und erfolgreiche Firma lässt ihre Manager in Coaching trainieren und die Erfolge sind verblüffend. Es herrscht kein Konkurrenzkampf auf dem Weg nach oben, man fördert sich gegenseitig und holt somit das Maximale für das Unternehmen heraus. Ein Coach muss Eigenschaften wie Einfühlungsvermögen, Integrität, Unvoreingenommenheit haben und die Menschen um sich herum motivieren können. Er muss Verantwortung wahrnehmen und sie abgeben können. Im christlichen Bereich wird Coaching vor allem zur Förderung junger Leiter genutzt.

Seelsorge:

Oftmals verstanden als „Nothilfe“ für jemanden, der mit einem Problem aus seinem Leben nicht fertig wird. Aber auch bei regelmäßigen, nicht akuten Treffen mit dem Seelsorger geht es meist um den Umgang mit Problemen, vor allem im geistlichen Bereich. Für viele Jugendliche ist das W ort Seelsorge negativ besetzt und kommt für sie meist nur als Krisenintervention in Frage. Positiv hilft der Seelsorger in persönlichen Entscheidungsprozessen.

Erzieher:

Wird sofort mit Eltern oder Erziehern in Verbindung gebracht und hat immer etwas mit einer verpflichtenden Autorität zu tun, die im Zweifelsfall ihre Meinung mit Sanktionen durchdrückt.

Lehrer:

Beim Lehrer geht es vor allem um theoretisch vermitteltes Wissen, das er andere lehrt und Schüler motiviert, dieses Wissen anzuwenden.

Gebetspartner:

Hier geht es um einen Aspekt des geistlichen Lebens, das Gebet. Auch wenn persönliche Dinge ausgetauscht werden und für die Anliegen gebetet wird, was eine große Hilfe ist, sind hier zwei oder mehr gleichberechtigte Partner beisammen.

Jüngerschaft:

Jüngerschaft soll praktisch geistliches Leben einüben und die Beziehung zu Gott fördern, dabei gibt die Bibel die Leitlinien vor. Jüngerschaftskurse werden meistens in Gruppen von erfahrenen Christen, Pastoren, Pfarrern und Diakonen angeboten, die schon eine gewisse geistliche Reife und Erfahrung haben.

Lass  dich herausfordern dich auf eine Mentoringbeziehung einzulassen! Bete, dass dir Gott jemanden schenkt, den du begleiten kannst.
Kannst du überhaupt Mentor sein?

Um Mentor zu sein, brauchst du keine bestimmte Gabe, sondern eher die richtige Herzenseinstellung und die Bereitschaft, einen anderen Menschen wirklich fördern zu wollen.

Bereitschaft und Voraussetzungen eines Mentors

Hier geht es noch nicht um bestimmte Eigenschaften oder gar Qualifikationen eines Mentors, sondern um ganz einfache Grundvoraussetzungen, die jeder Mensch einsetzen kann, wenn er möchte.

Freude am Weitergeben:

Ein Mentor braucht die Bereitschaft, persönliche Erfahrungen an seinen Mentee weiterzugeben. Er sollte Freude empfinden bei seiner Aufgabe und es sollte keine Belastung für ihn sein.

Liebe für den Mentee:

Eine Mentoringbeziehung ist keine neutrale Sache, sondern eine leidenschaftliche Beziehung. Ein Mentor, dem sein Mentee egal ist, kann ihm kaum helfen. Der Mentor sollte den Mentee schätzen, akzeptieren und lieben.

Freisetzen von Fähigkeiten:

Als Mentor sollte man einen Blick für seinen Mentee haben, das Potential erkennen und dem Mentee helfen, es freizusetzen. Ein Mentor, der keinen positiven Blick für seinen Mentee hat, wird es sehr schwer haben, ihm wirklich zu helfen.

Geistliche Verantwortung:

Mentor sein, bedeutet Verantwortung zu übernehmen. Das bedeutet nicht, dass der Mentor für das Handeln seines Mentee komplett verantwortlich ist. Ein Mentor möchte das Beste für seinen Mentee, sowohl im geistlichen als auch im persönlichen Bereich. Der Mentee beginnt dem Mentor zu vertrauen und seine Ratschläge sehr ernst zu nehmen, vielleicht sogar richtungweisende Lebensfragen mit ihm zu bereden, das bedeutet für den Mentor Verantwortung.

Bereitschaft zur Vergebung:

Es wird auch in einer Mentoringbeziehung Schwierigkeiten geben, vielleicht wirst du ganz persönlich vom Mentee verletzt und enttäuscht. Bist du bereit zu vergeben? So wie Jesus dir immer wieder vergibt und dir immer wieder eine neue, unverdiente Chance gibt, darfst du deinem Mentee auch immer wieder vergeben.

Gastfreundschaft:

Ein Mentor sollte gastfreundlich sein und den Mentee auch in seine Wohnung einladen. Eine private Atmosphäre und der (teilweise) Einblick ins Privatleben stärken das Vertrauen und die Gemeinschaft.

Authentischer Lebensstil:

Als Mentor bist du für deinen Mentee ein Vorbild durch dein Leben. Nicht nur durch das, was du sagst, sollst du ihm helfen, sondern vor allem durch das, was du lebst. Kaum etwas beeindruckt heutzutage mehr als ein authentisch geführtes Christsein, kaum etwas ist aber auch schwerer zu leben.

Gefestigte Persönlichkeit:

Als Mentor musst du nicht alle persönlichen Fragen geklärt haben, aber du solltest eine gefestigte Persönlichkeit sein, damit du bei schwierigeren Problemen nicht gleich „zusammenklappst“.

Geistliche Hingabe:

Als Mentor sollte man ein geistliches Vorbild für seinen Mentee sein. Dies bedeutet auf keinen Fall einen falschen Perfektionismus, sondern eine echte Hingabe an Gott . Ein Zeichen geistlicher Größe ist es, Fehler zuzugeben und offen darüber zu reden.

Vertrauen:

Der Mentor fängt an, seinem Mentee zu vertrauen, ihm sozusagen Vertrauen vorzuschießen. Natürlich besteht auch die Gefahr, enttäuscht zu werden, aber ohne Vertrauensaufbau ist keine tiefer gehende Beziehung möglich.

Praktische Hilfen:

Braucht der Mentee finanzielle Hilfe? Kannst du ihm eine Fortbildung empfehlen oder bestimmte Bücher schenken oder ausleihen? Es ist wichtig, dass der Mentor auch in praktischen Dingen ein „Auge“ für seinen Mentee hat.

Ermutigung:

Es gibt im Schwäbischen ein Sprichwort: „Nichts gesagt, ist auch gelobt!“ Ein Mentor jedoch ermutigt seinen Mentee, lobt ihn, wenn er Fortschritte macht oder sich bemüht. Herausforderungen und Ermutigungen gehören zusammen!

Zeit:

Musst du als Mentor investieren, sonst werden all die eben beschriebenen Voraussetzungen zur theoretischen Makulatur.

Es gibt verschiedene weitere Eigenschaften, die Leute an dieser Stelle für notwendig halten. Manche davon können hilfreich in einer begleitenden Beziehung wie Mentoring sein. Manchmal sind wir jedoch versucht zu denken, dass wir ohne all diese Dinge keine guten Mentoren oder Leiter wären. Oft entscheidet das, was wir beim Mentoring selber als wichtig und notwendig empfinden, darüber, zu welchem Mentee wir einen guten „Draht“ bekommen können.

Mentor ist kein Allheilmittel

Ein Mentor ist nicht für alles, was sein Mentee macht, verantwortlich. Er muss und darf nicht jedes Problem lösen und auf alle Fragen eine Antwort haben. Fünf Punkte, die bedenkenswert sind und auf die sich ein Mentor immer wieder hinterfragen lassen sollte:

Der Messias-Komplex:

Du hältst es für deine Aufgabe, den Mentee zu retten oder von den Kämpfen und Schmerzen seines Lebens zu befreien.

Die Problemlöser-Mentalität:

Du hältst es für deine Rolle, ihm/ihr zu sagen, was die richtigen Antworten sind oder ihm/ihr einen Ausweg zu zeigen.

Das Macher-Syndrom:

Du hältst es für deine Rolle, deinen Mentee zu einem vorgegebenen Gebilde oder Produkt zu formen.

Der Weisheits-Spender-Dünkel:

Du glaubst, dass du jedes Mal, wenn du dich mit deinem Mentee triffst, auf Verlangen Weisheiten von dir geben musst, denn du bist eine Quelle der Weisheit und Wahrheit.  Der Ich-habe-recht-weil-Gott-mich-leitet- Komplex: Du „als Mentor“ hast einen direkten Draht zu Gott und kannst ihm/ihr seine Anweisungen direkt sagen, sie/er brauchst sie nur noch umzusetzen!

Welche Probleme könntest du dir bei dir vorstellen?
Was sind vielleicht deine Schwachpunkte?

Literaturtipp

  •  „Mentoring“ von Tobias Faix, 2. Auf age 2002, Aussaat Verlag.