Meine Schwachheit und Gottes Kraft

Kann Gott mich noch gebrauchen, wenn ich Schuld auf mich lade und bei Problemen versage? Die Bibel ist faszinierend, weil die Superstars des Glaubens nicht nur in ihren bühnenreifen Glanzmomenten, sondern auch in ihren schwärzesten Situationen gezeigt werden.
Meine Schwachheit und Gottes Kraft

Kann Gott mich noch gebrauchen, wenn ich Schuld auf mich lade und bei Problemen versage? Oder wenn ich vor einer Herausforderung stehe und weiß, dass ich in einer ähnlichen Situation falsch gehandelt habe und zweifle, ob ich jetzt damit fertig werde?  Wenn du diese Gedanken und Gefühle kennst, bist du in guter Gesellschaft. In vielen Gesprächen habe ich festgestellt, dass es Mitarbeitern ähnlich geht. Und auch viele Vorbilder in der Bibel haben mit diesen Problemen zu kämpfen. Die Bibel ist unter anderem deswegen so faszinierend für mich, weil die Superstars des Glaubens nicht nur in ihren bühnenreifen Glanzmomenten, sondern auch in ihren schwärzesten Situationen gezeigt werden.

Die andere Seite der Helden

Wenn wir an Glaubensvorbilder denken, dann fallen uns zuerst ihre Erfolge ein. Menschen, die sich bekehrt haben. Der Glaube, der Berge versetzt. Aber selten denken wir daran, dass es auch Menschen mit Fehlern und Schwächen, mit Sünden sind und einen Glauben, der auch Täler kennt.

Die Bibel ist unter anderem deswegen so faszinierend für mich, weil die Superstars des Glaubens (Hebräer 11) nicht nur in ihren bühnenreifen Glanzmomenten, sondern auch in ihren schwärzesten Situationen gezeigt werden. Mose, der Glaubensheld, der das Volk Israel aus der Gefangenschaft führte, war ein Mörder. „Ich-werde-dich-nicht-verleugnen“ Petrus brauchte keine 24 Stunden, um sein Versprechen zu vergessen. Und auch bei David, dem Mann nach dem Herzen Gottes (1. Samuel 13,14), war nicht alles sauber.

Die dunkle Seite von David

David ist eine der zentralen Figuren in der Bibel. Jesus ist der „Sohn Davids“. Welche Ehre für David, den Goliat-Bezwinger, den Gründer Großisraels. In der Bibel werden aber auch die Schattenseiten Davids beleuchtet.

Als erstes denkt man dabei an den Vorfall mit Batseba (2. Samuel 11). David sieht sie baden, begehrt sie, lässt sie holen, schläft mit ihr. Es passiert, was nicht passieren darf: Sie wird schwanger. Das muss vertuscht werden. David lässt ihren Mann an der Front in einem Himmelfahrtskommando sterben – damit dieser sich nicht darüber wundern kann, wie seine Frau schwanger geworden ist.

David wird dabei nicht von einer plötzlichen Lust gepackt. Er arrangiert seine Sünden ganz bewusst – und schickt seine Diener, um Batseba zu holen. Mit großer Hinterlist denkt er sich verschiedene Pläne aus, damit er nicht als Sünder enttarnt wird. David werden diese Dinge berichtet und er wird sehr zornig. Und er unternimmt … nichts.

Dann gibt es noch die furchtbare Vergewaltigung seiner Tochter Tamar, durch seinen eigenen Sohn Amnon (1. Samuel 13). Amnon liebte sie krankhaft. Er bekommt den Rat eines wirklich guten Freundes, sich krank zu stellen und sie so an sein Bett zu locken, um sich dort von ihr umsorgen zu lassen. Dort angekommen, fordert er sie auf, mit ihm zu schlafen. Sie lehnt ab. Er vergewaltigt sie – und seine Liebe schlägt in Hass um. Dann schickt er sie weg, wie ein Stück Fleisch.

David werden diese Dinge berichtet und er wird sehr zornig. Und er unternimmt … nichts. Seine Tochter wird vergewaltigt, sein Sohn ist der Vergewaltiger. Der Vater schweigt. Und so heckt Tamars Bruder Absalom einen Plan aus und lässt Amnon ermorden. David: schuldig durch Unterlassen.

„Meine Seele dürstet nach dir!“

Wie kann solch ein Mensch ein Mann nach dem Herzen Gottes sein? Warum ist Jesus der „Sohn Davids“, wenn David solche Dinge getan hat? Wie ist es möglich, dass Salomo, der Sohn, der aus der Beziehung von David und Batseba entstanden ist, der Erbauer des ersten Tempels in Jerusalem wird?

Durch die über 70 Psalmen, die er geschrieben hat, bekommen wir einen Einblick in Davids Seelenleben wie bei sonst kaum einer biblischen Person. Neben Anbetung, Dank, Trauer, Klage und Freude bekommt man auch einen guten Eindruck von seinem persönlichen Umgang mit Schuld.

„Meine Sünden wachsen mir über den Kopf, wie eine schwere Last sind sie zu schwer für mich.“, schreit er Gott zu (Psalm 38)

Er hat in seinem Leben gelernt, dass es ihn kaputt macht, wenn er seine Sünden verschweigt. In Psalm 32 wird deutlich, wie ihn seine Sündenlast runterdrückt und fertigmacht – aber auch, wie er Erleichterung erlebt und Vergebung findet: „So tat ich dir kund meine Sünde und deckte meine Schuld nicht zu.“

In den Psalmen entdeckt man Davids Sehnsucht nach Gott.  Auch wenn er schwere Schuld auf sich geladen hat, ihm die Sünden über den Kopf wachsen, sucht er die Nähe Gottes. Das ist es, was ihn zu einem Mann nach dem Herzen Gottes macht. Gott ist seine Zuflucht, sein Hirte, seine Stärke, sein Fels, seine Festung, sein Licht und seine Rettung. In der Dürre der Wüste Judas dürstet es ihn nicht so sehr nach Wasser, sondern viel mehr nach Gott. Das faszinierende an David ist, dass an vielen Stellen in der Bibel deutlich wird, wie er Gott sucht und seinen Weg gehen will. Auch wenn er schwere Schuld auf sich geladen hat, ihm die Sünden über den Kopf wachsen, sucht er die Nähe Gottes. Das ist es, was ihn zu einem Mann nach dem Herzen Gottes macht.

Kann Gott mich noch gebrauchen, wenn ich Schuld auf mich lade und in schwierigen Zeiten versage?

Davids Stärken

Gott gebraucht David nicht nur trotz seiner Fehler und Sünden, sondern auch mit seinen Stärken. Die größte Stärke Davids war die Sehnsucht nach Gott. Aber er hatte noch andere Stärken. Mit seinem exzellenten Zitherspiel konnte er König Saul beruhigen, wenn er von einem bösen Geist geplagt wurde. Auf Grund seines furchtlosen Glaubens konnte er Goliat gegenübertreten und besiegen. Mit seinen taktischen Fähigkeiten gewann er viele Schlachten. Durch seine Leiterqualitäten konnte er einen funktionierenden Staatsapparat aufbauen.

Ich bin froh, dass Gott dieses Prinzip auch bei uns anwendet.

Gott gebraucht dich und mich, trotz unser Fehler und Sünden. Gott gebraucht dich und mich mit unseren Fähigkeiten und Stärken, die er jedem von uns geschenkt hat. Und Gott wünscht sich, dass wir – wie David – immer wieder leidenschaftlich seine Nähe suchen.