Im Glauben erwachsen

Am Vorbild Davids können wir sehen, wie Glaube reift und warum er sich lohnt.
Im Glauben erwachsen

Wenn ich unsere beiden Söhne (zwei und sechs Jahre) anschaue, denke ich manchmal: „Wie viele Mahlzeiten, Gespräche, Lob und Anerkennung, schöne Zeiten, Erziehungsmaßnahmen und Belehrung wird es brauchen, bis sie groß sind?“ Das Ziel ist ja nicht das ganze Leben bei Mama auf dem Schoß zu sitzen. Das Ziel sind Männer, die verantwortungsbewusst mit beiden Beinen im Leben stehen.
Sie müssen geistig, seelisch und körperlich gereift sein. Ein weiter Weg und langwieriger, spannender Prozess. Genauso wie wir als Eltern dieses Ziel haben und anstreben hat Gott das Ziel, dich und mich im Glauben erwachsen werden zu lassen. Reifer Glaube fällt nicht vom Himmel. Er wächst durch Herausforderungen, die wir im Gehorsam und Vertrauen auf Gott meistern. Reifer Glaube ist aus Prüfungen gemacht, die wir nicht immer perfekt meistern, in denen er sich aber weiter entwickelt, um so der nächsten, vielleicht größeren Aufgabe zu begegnen.

Mach deinen Job

In diesen Prozess steigt David schon sehr früh ein. Ihm wird aufgetragen, die „wenigen“ Schafe seines Vaters zu hüten. Er führt diese Arbeit in Unterordnung unter die väterliche Autorität aus. Überhaupt gehören Glaube an Gott, Gehorsam gegenüber ihm und den von ihm eingesetzten Autoritäten zusammen. Niemand darf erwarten, dass sein Glaube wächst, wenn er nicht bereit ist, Autoritäten anzuerkennen: Eltern, Lehrer, Chefs, die Regierung…
David gibt alles. Ihm wird von einem Diener Sauls ein wunderbares Zeugnis ausgestellt (1. Samuel 16,18). Er schützt und versorgt die Schafe, indem er sein eigenes Leben riskiert: Im Kampf tötet er einen Löwen und Bären, nachdem er sein Schaf aus ihren Klauen befreit hat. Diese Erfahrungen bezeichnet er als Erfahrungen mit Gott, denn er weiß, dass Gott ihm Kraft und Gelingen gegeben hat (1. Samuel17,37).

„Nur der Glaubende ist gehorsam, und nur der Gehorsame glaubt.“ Dietrich Bonhoeffer

Reifer Glaube zeigt sich nicht in den Heldentaten unserer Träume in ferner Zukunft, sondern hier und jetzt in der Rolle, die uns zugedacht wird. Wir wachsen, wenn wir die Herausforderungen, denen wir jetzt begegnen, annehmen und unseren Job machen. Das kann beispielsweise eine schwierige Ausbildung sein, die wir durchziehen, oder dass wir uns als Kind unserer Eltern zuhause eingliedern und einordnen und in unserem kleinen Bereich die Löwen und Bären besiegen.

In Gottes Versprechen wurzeln

Dann kommt der Tag X. Der große Prophet Samuel kommt zu Besuch, angeblich, um mit der Familie ein Opferfest zu feiern. Aber an diesem Tag wird David, der jüngste der Söhne, zum König gesalbt. Gott sieht in sein Herz – und es ist nach seinem Herzen. Was für eine Szene: der Kleinste, ein Teenager, wird zum König gesalbt. Unfassbar für die Familie. Unglaublich für ihn selbst. Aber er vertraut Gott. Wie oft wird die Erinnerung an diese Begegnung ihm in den nächsten Tagen, Wochen, Monaten Kraft und Mut geben, weiterzumachen.

Gott sieht in Davids Herz – und es ist nach seinem Herzen.

Unser Glaube wächst, wenn wir ihn mit Gottes Versprechen füttern. Er findet Rückhalt und Festigkeit, wenn wir uns an sein Wort erinnern. In Epheser 1,4 sagt Paulus: „Denn in Christus hat er uns schon vor der Erschaffung der Welt erwählt mit dem Ziel, dass wir ein geheiligtes und untadeliges Leben führen, ein Leben in seiner Gegenwart und erfüllt von seiner Liebe. Von Anfang an hat er uns dazu bestimmt, durch Jesus Christus seine Söhne und Töchter zu werden. Das war sein Plan; so hatte er es beschlossen.“
Gott hat uns zu Königen und Priestern gemacht. Wir sollen mit dem Sohn erben, mit ihm herrschen. Gott hat uns als Vorauszahlung seinen Geist gegeben. Die Quelle und das Fundament unseres Glaubens ist sein Wort. So wie ein Baum wächst und gedeiht, der sei-
ne Wurzeln in festem Grund verankert und nah am Wasser ausbreitet – so wird auch der Glaube stark und widerstandsfähig, wenn er in den Verheißungen und Wahrheiten Gottes gegründet ist. (Psalm1,3)

Anderen dienen

Dann wird der junge Hirte in den Palast des Königs bestellt, weil er einen so guten Ruf genießt. Auch als Musiker. Er kommt aus der Wüste von den Schafen zu einem Mann, dessen Seelenleben aus den Fugen geraten ist. „So kam David zu Saul und diente ihm.“, heißt es kurz und knapp über David. Wieder nimmt er die Herausforderung an. Er, der von Gott geliebte und gesalbte, dient dem verworfenen Gesalbten. Er ist bereit, seine Gaben für Gott einzusetzen, in Unterordnung unter die von ihm gegebenen Autoritäten.
Deine geistliche Fähigkeiten und Muskeln werden durch ihren Gebrauch entwickelt. Lass dich gebrauchen. Sei bereit zu dienen. Auch da, wo dich niemand sieht. Vielleicht kannst du auch mit deinem Instrument anderen helfen oder durch Besuche oder durch viele verschiedene Hilfeleistungen. Dein Glaube wächst, wenn du dich auf die Bedürfnisse und Nöte Anderer konzentrierst.

Für Gottes Ehre kämpfen

Als David dann im Auftrag Isais seine Brüder an der Front aufsucht, begegnet er einer neuen Herausforderung: Er hört und sieht den Vorkämpfer der Philister. Der Spott und Hohn, den Goliath über die Soldaten Sauls ablässt, treffen ihn sehr. Er ist entsetzt über die Gotteslästerungen, die über die Front donnern. Hier wagt es jemand, auf den Namen des Herrn zu spucken. David glaubt an den lebendigen
Gott. Er weiß, seine Landsmänner gehören zu Gottes Heer. Er will der ganzen Erde zu erkennen geben, dass Israels Gott kein Hirngespinst ist. Er möchte der „Gemeinde“ verständlich machen, dass es sich um einen geistlichen Kampf handelt, bei dem nicht menschliche Kraft oder Weisheit oder technischer Fortschritt entscheiden (1. Samuel 17,46-47). Für ihn ist die geistliche Welt Realität geworden. Er ist sich bewusst, dass der Herr ihn aus den Tatzen der Löwen und Bären gerettet hat – warum sollte dieser Herr ihn nicht aus der Hand des Philisters retten? Und so besiegt David in festem Vertrauen auf Gott den so unbesiegbar scheinenden Riesen mit einem einzigen Stein aus der Schleuder.
Nicht unsere Fähigkeiten oder menschlichen Möglichkeiten bestimmen die Entwicklung unseres Glaubenslebens, sondern unser Bild von Gott.
Gereifter Glaube hat vor allem ein Ziel – die Ehre Gottes. Gereifter Glaube ist sich einer gottfeindlichen Umgebung bewusst. Er sieht und begreift ein Wertesystem und Denkweisen, die Gott – los sind und geht in Alarmbereitschaft. Gereifter Glaube ist bereit, mit geistlichen Waffen in einen geistlichen Kampf zu treten.
Gott möchte uns seine Mittel zur Verfügung stellen. Er hält seine Waffenrüstung für uns bereit. Wir sollen in ihm stark werden.

Auf Gott warten

Goliath zu besiegen war eine Sache von Minuten. Aber David hat es noch mit einem weiteren Riesen zu tun, und dieser Kampf soll ihn Jahre beschäftigen. Sauls Herz offenbart sich, als er spürt und hört, wie die Frauen David als dem Helden mehr zujubeln als ihm. Er beginnt, ihn zu hassen. Er wirft den Speer nach ihm. Sein Wunsch, David zu töten, verfestigt sich immer mehr. Und so lernt David, der über viele Monate wie ein gehetztes Rebhuhn vor Saul auf der Flucht ist, weitere Lektionen des Glaubens. Er entscheidet sich, jede Situation aus Gottes Hand anzunehmen und sich bewusst zu sein, dass Gott nichts tut oder zulässt, was nicht seinem Willen entspricht (1. Samuel 22,3). Er ist bereit, auf Gottes Handeln zu warten. Deswegen erkennt er Saul weiterhin als seinen König und Herrn an, weil dieser von Gott gesalbt und eingesetzt ist (1. Samuel 24,10-16).

David entscheidet sich, jede Situation aus Gottes Hand zu nehmen.

Sein gereifter Glaube zeigt sich darin, dass er nicht selbst Hand anlegt. Selbst dann nicht, als seine Freunde bei wiederholten Gelegenheiten meinen, es sei von Gott so geführt. Ein einziger todsicherer Speerstich hätte augenblicklich alles gewendet. Aber David weigert sich, Gott eigenmächtig ins Handwerk zu pfuschen. David überlässt Gott das Gericht und weigert sich standhaft, selbst Rache zu üben: „Der Herr sei
Richter zwischen dir und mir und entscheide…“ (1. Samuel 24,16). Was für ein Sieg. Was für eine wunderbare Vorbereitung auf die bevorstehenden Aufgaben als Herrscher. „Besser ein Langmütiger als ein Starker, und wer sich selbst beherrscht, als wer eine Stadt bezwingt.“ (Sprüche 16,32)
Es gehört wohl zu den größten Herausforderungen, unter widrigen Umständen, schwierigen Menschen oder sogar Feinden auszuhalten, ihnen
Respekt zu zollen und sie zu lieben. Wenn du nicht am Glauben verzweifeln willst, solltest du annehmen, dass die schwierigsten Menschen in deinem Leben mitunter dazu da sind, um dich zu schleifen. Gott möchte dich formen und deinen Glauben zur Vollendung führen. Er benutzt nach wie vor Das Feuer der Anfechtung, um deinen Glauben weit kostbarer zu machen als reines geläutertes Gold. (1. Petrus 1,7)

„Anfechtung ist das beste Möbelstück in meinem Haus. Ich fürchte, dass aller Segen, den ich aus meinen bequemen und leichten Zeiten und glücklichen Stunden gewonnen habe, auf einem Cent Stück Platz hat. Aber das Gute, das ich aus meinem Kummer, meinen Schmerzen und Leiden empfangen habe, ist überhaupt nicht zu zählen. Was verdanke ich doch dem Hammer und dem Amboss, dem Feuer und der Feile“ C.H. Spurgeon

Segen erleben

Unser Glaube reift durch Herausforderungen, die wir im Sinne Gottes annehmen. Wir unterstellen uns ganz und gar Gottes Autorität und suchen zuallererst seine Ehre. Das zeigt sich, indem wir uns den von Gott eingesetzten Autoritäten unterordnen und in den Aufgaben bewähren, in die wir gestellt sind. Weiter nehmen wir Gottes Berufung und Erwählung an und stützen uns ganz auf sein Versprechen. Wir sind bereit, anderen mit den Gaben und Fähigkeiten zu dienen, die Gott uns gegeben hat. Wir gebrauchen und entwickeln sie. Wir sind bereit, die Waffenrüstung Gottes anzulegen, um in einen geistlichen Krieg zu ziehen (Epheser 6,11). Wir erkennen die geistliche Welt hinter der
sichtbaren und erfahren, dass Gott alle Fäden in der Hand hält. Deswegen warten wir auf ihn. Wir sind bereit, ungerecht zu leiden, ohne uns
selbst zu rächen.
Steh auf! Lass dich herausfordern! Es lohnt sich. Du hast eine wunderbare Zukunft. Du hast einen wunderbaren Herrn. Er ist dein siegreicher Held und hat für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhört.