Hinweise zum Einstudieren von Theaterstücken

Je öfter man eine Spielszene liest, sich den Ablauf vorstellt, also buchstäblich „sieht“, desto rascher und besser lebt man sich in die „Eigenwelt des …
Hinweise zum Einstudieren von Theaterstücken
  1. Je öfter man eine Spielszene liest, sich den Ablauf vorstellt, also buchstäblich „sieht“, desto rascher und besser lebt man sich in die „Eigenwelt des Stückes“ ein und beherrscht seine Rolle.
  2. Bloßes Sprechen der Texte hat mit Spielen nichts zu tun. Jede einzelne Passage muß vorher genau untersucht werden:

    a) Was will der Satz ausdrücken?

    b) Was wurde zuvor gesagt oder gefragt?

    c) An wen richtet er sich?

    d) Welche Worte müssen deshalb hervorgehoben, d.h. abgesetzt, leiser oder lauter gesprochen werden?

  3. Während des Einübens sollte übertrieben langsam gesprochen werden. Erfahrungsgemäß wird bei der Aufführung – eventuell aus Unsicherheit – viel zu schnell gesprochen.
  4. Es wird meistens zu leise gesprochen. Auch dies kann an der Unsicherheit des Spielers liegen. Andererseits kann man nicht über lange Strecken hin laut sprechen. Dafür sollte man um so deutlicher sprechen.
  5. Sprechpausen sind sehr wichtig. Selbst während eines kurzen Satzes – nicht nur am Satzende – sind gemäß der Eigenart des Sprechmaßes kleine Pausen einzulegen.
  6. Bei dramatischen Höhepunkten soll das Tempo nur wenig beschleunigt werden. Hier ist es wichtig, kleine Pausen einzuschieben, damit der Spannungsmoment erhöht wird. Die Worte wirken dadurch eindringlicher, als wenn man sie selbst mit Betonung schnell herausschleudert.
  7. Viele Darsteller sind der Meinung, sie würden im Ausdruck und der deutlichen Aussprache übertreiben. Meistens aber wird viel zu lässig gespielt. In der Darstellungskunst kann man kaum übertreiben, es sei denn, man verfälscht die Rolle.
  8. Man spielt möglichst gleich mit dem Textbuch in der Hand. Trotzdem kann auf ein systematisches Einprägen der Texte nicht verzichtet werden, sonst zieht sich das Üben in die Länge.
  9. Nach der ersten Leseprobe sollte das Verteilen der Einzelrollen sowie die individuellen Veränderungen am Spieltext möglichst gemeinsam vorgenommen werden. Der Verfasser hat nichts dagegen, wenn der Text einer Szene so verändert wird, daß daraus das Spiel wird, das der Einzelne und die Gruppe verantworten kann.
  10. Bei einer zweiten oder dritten Leseprobe sollte auch das Tonband bereits mitlaufen und anschließend kritisch ausgewertet werden. Man darf sich freilich weder durch die eigene Kritik – wer ist nicht schon beim Anhören seiner Stimme erschrocken? – noch durch die oft überzogene Kritik der Zuhörer entmutigen lassen.
  11. Die Anspiele und Kurzszenen setzen keine überdurchschnittliche Begabung und keine raffinierte Szenerie voraus. Kreativität entfaltet sich beim Darstellen und Spielen  besonders dann, wenn man anderen (und damit sich selbst) Freude machen will.

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