Gott hat keine Favoriten

Die erste Gemeinde hatte eine große Herausforderung zu bewältigen: die Integration von Juden und Heiden. Weil Gott keine Favoriten hat, kann in seiner Gemeinde auch heute die Integration unterschiedlichster Menschen gelingen. Dazu muss unser Denken verändert werden.
Gott hat keine Favoriten

Ziel

Einstieg

  1. Rollenspiel: Zwei Teilnehmer werden mit ungewöhnlichen Verhaltensregeln instruiert (etwa: Niemanden ansehen! Keine Fragen beantworten!) und dann in die Gruppe geschickt. Die Jugendlichen sollen die beiden „neuen“ Teilnehmer begrüßen und kennenlernen. Danach kurze Reflektion des Spiels.
  2. Bildbetrachtung: Die Jugendlichen sehen sich ein Bild zur Figur-Grund-Wahrnehmung an (etwa Rubin’s Vase, siehe Abbildung). Wer sieht was? Und warum wohl?
  3. Brainstorming: Was ist ein Migrationshintergrund? Wie integriert man Menschen mit einem Migrationshintergrund? Teilnehmer können gegebenenfalls von ihrem eigenen Migrationshintergrund und ihren Integrationserfahrungen berichten.

Erarbeitung und Anwendung

Wer trifft wen?

Mit Petrus und Cornelius treffen zwei Menschen aufeinander, die in persönlicher und kultureller Hinsicht sehr verschieden sind. Arbeitet aus dem Text Apostelgeschichte 10,1-8, 10,14 und 10,21-22 die charakteristischen Merkmale der beiden Personen heraus!

Hier bietet sich die Möglichkeit zur Gruppenarbeit: Eine Gruppe beschäftigt sich mit Cornelius, eine andere setzt sich mit Petrus auseinander, danach tragen die beiden Gruppen einander ihre Ergebnisse vor. Diese werden an einer Tafel oder einem Flipchart gesammelt.

a) Cornelius

  • Er ist ein Zenturio: ein römischer Offizier.
  • Er gehört der Italischen Kohorte an: einem römischen Truppenteil.
  • Er lebt in Caesarea maritima: einer nach römischem Vorbild gestalteten Stadt (römisches Theater, römischer Aquädukt u. ä.).
  • Cornelius ist der Römer schlechthin: Er repräsentiert die römische Herrschaft (aus jüdischer Perspektive: Fremdherrschaft) und die römische Kultur (aus jüdischer Perspektive: heidnische Kultur).
  • Cornelius verehrt nicht die Götter der römischen Weltmacht, sondern den Gott des jüdischen Volkes! Dies kommt in seinen regelmäßigen Gebeten zu Gott und in seinen großzügigen Spenden an Arme zum Ausdruck.
  • Cornelius glaubt nicht nur privat an den Gott Israels, sondern er bekennt sich auch öffentlich zu ihm. Sein Bekenntnis hat Auswirkungen auf seine Umgebung: Cornelius’ ganzes Haus fürchtet Gott, und auch einige seiner Soldaten verehren Gott. Dies trägt dem römischen Offizier die Achtung der jüdischen Bevölkerung Apostelgeschichte 10,22 und die Achtung Gottes ein Apostelgeschichte 10,4.
Worin ist Cornelius für dich ein Vorbild?

b) Petrus

  • Er ist ein Fischer aus Galiläa: ein jüdischer Unternehmer.
  • Er ist ein Apostel Jesu Christi: ein Nachfolger des jüdischen Messias.
  • Er wohnt gerade in Jaffa: in einer jüdischen Hafenstadt.
  • Petrus ist ein Jude, der sich an die jüdischen Gesetze und Traditionen hält. Er ist ein Anhänger des jüdischen Messias Jesus von Nazareth, den die römischen Besatzer am Kreuz hingerichtet haben.
  • Petrus hält sich an die jüdischen Gesetze und Traditionen. Er verrichtet nicht nur regelmäßig seine Gebete zum Gott Israels, sondern er beachtet auch die strengen jüdischen Speisevorschriften. Die jüdischen Speisegesetze beruhen auf den fünf Büchern Mose und sind von Rabbinern weiterentwickelt und ausdifferenziert worden. Wichtige Grundprinzipien sind die Unterscheidung von reinen und unreinen Tieren, das Verbot Blut zu essen und die strikte Trennung von Fleisch- und Milchspeisen siehe 2. Mose 23,19; 3. Mose 11; 17,10-16.

c) Gesamtkonstellation

Eine friedliche Begegnung des Römers Cornelius und des Juden Petrus scheint angesichts ihres jeweiligen kulturellen Hintergrundes ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Die beiden Protagonisten sind eigentlich Gegner.

Abschied vom alten Denken

Gott macht das Unmögliche möglich und bereitet besonders den Juden Petrus auf die Begegnung mit dem Römer Cornelius vor. In einer Vision Apostelgeschichte 10,9-16 stellt Gott das bisherige Denken des Apostels infrage. Was ist angesichts der jüdischen Speisegesetze (siehe oben) das Unerhörte daran?

Gott widerspricht sich hier nicht selbst. Er schafft nicht die Gesetze ab, die er selbst eingesetzt hat. Aber er macht Petrus etwas deutlich: Gott ist der Gesetzgeber, Gott erklärt etwas für rein oder unrein, Gott macht Unterschiede – oder eben auch nicht. Petrus soll also sein Denken von Gott bestimmen lassen und nicht von der Tradition.

Wovon wird dein Denken bestimmt? Wie stellt Gott dein Denken infrage?

Es ist hilfreich, für dieses Verhalten ein aktuelles Beispiel zu suchen. Da unsere Gesellschaft jedoch kaum noch soziale Tabus kennt, finden sich angemessene Beispiele eher in anderen Kulturen (etwa: Ein Inder aus einer höheren Kaste lädt einen Unberührbaren ein; ein strenger Muslim isst Schweinefleisch).

Petrus selbst erklärt, dass sein Handeln deshalb so ungewöhnlich ist, weil Gott sein Denken verändert hat Apostelgeschichte 10,28 f..

Petrus lässt sich auf das ein, was Gott von ihm will – auch wenn es seiner kulturellen Prägung völlig entgegensteht. Petrus nimmt Abschied von seinem alten Denken und lässt sich von Gott verändern. Seine Schlüsselerkenntnis lautet:

Jetzt sehe ich, dass Gott keine Günstlinge hat, sondern dass, wer immer ihn fürchtet und tut, was recht ist, von ihm angenommen wird, ganz gleich, zu welchem Volk er gehört.Apostelgeschichte 10,34 f.

“Apostelgeschichte
Woran zeigt sich, dass Juden und Heiden zu einer Gemeinde integriert werden?
  • Empfang des heiligen Geistes
  • Taufe im Namen Jesu Christi

Integration beginnt im Kopf

Die jüdischen Gläubigen, die mit Petrus nach Caesarea gekommen sind, wundern sich, dass auch die Heiden den heiligen Geist erhalten. Sie sind völlig aus dem Häuschen darüber, dass Gott in seiner Gemeinde Juden und Heiden, die dem Messias vertrauen, miteinander vereint.

Ist die Verwunderung der jüdischen Traditionalisten erklärlich? Lest dazu Jesaja 56,1-8.
Wunderst du dich, dass Menschen, die ganz anders sind als du, Christen werden können? Menschen aus einer ganz anderen Kultur? Menschen aus einem ganz anderen gesellschaftlichen Milieu? (Beispiele nennen!)

Ergebnissicherung

  • Merkzettel: In einer Zeit der Stille (etwa fünf Minuten) denken die Jugendlichen noch einmal nach und notieren ihre individuelle Schlüsselerkenntnis auf einem Blatt (Format etwa DIN A6).
  • Kreativität: In Kleingruppen versuchen die Jugendlichen die Integration einer gesellschaftlichen Gruppe heute (beispielsweise ehemalige Muslime, Obdachlose) in der Gemeinde Jesu Christi auf einem Plakat darzustellen.
  • Diskussion: Die Teilnehmer erörtern in Kleingruppen die Struktur ihrer Gemeinde im Hinblick auf kulturelle, soziale und gegebenenfalls auch theologische Unterschiede. Wie steht es um die Integration? Welche Faktoren fördern, welche behindern sie? Was können wir als Jugendgruppe dafür tun?