Gemeinsam Gott loben – heute noch up to Date?

Eine Gemeinde auf der Suche nach einem Weg Gott mit Alt und Jung von Herzen zu loben.
Gemeinsam Gott loben – heute noch up to Date?

Wir sind eine ganz normal Gemeinde mit 60 Erwachsenen und 60 Kindern und Jugendlichen. Eine Gemeinde in unterschiedlichen Lebensphasen, die mit individuellen Einstellungen verbunden sind, auch mit unterschiedlichem Musik-Geschmack und Traditionen. Nun prallen besonders beim Thema Musik diese unterschiedlichen Lebensdimensionen aufeinander. Und gerade weil uns die Bibel in diesem Bereich keine konkreten Anweisungen gibt, ist dieses Lebensfeld hoch emotional besetzt und führt oft zu Konflikten, die eigentlich nicht sein müssten.

Über den eigenen Schatten springen

In den vergangenen 60 Jahren wurde das Liedgut in der Brüdergemeinde mehrmals erweitert. Immer wenn neues Liedgut hinzukam, war es für manche älteren Geschwister schwer, sich daran zu gewöhnen. Das war auch 2005 nicht anders, als „Glaubenslieder 2“ erschien. Es kamen Lieder hinzu, die insbesondere die jüngeren Geschwister mit ihrem Musikgeschmack durch zeitgemäße Texte und Rhythmen ansprachen. In unserer Gemeinde waren die Jugendlichen begeistert. Auch das mittlere Alter öffnete sich und nach einer kurzen Phase der Skepsis war das Eis gebrochen. Die älteren Geschwister legten kein Veto ein, sondern zeigten Offenheit. Als „Bach-Freak“ erscheint mir die nach 1850 komponierte Musik häufig zu modern und unmelodisch. Ich muss über meinen Schatten springen, wenn sich Dissonanzen häufen, die Rhythmik überraschend ist und Noten wie Textabfolge in verwirrender Vielfalt Kopfzerbrechen bereiten. Das Mitsingen und Mitlesen erfordert höchste Konzentration. Aber wir lernen gemeinsam. Wir lernen die jüngere Generation auch in ihren musikalischen Welten zu verstehen und haben den Wunsch, gemeinsam unseren Herrn und Gott im Lied zu loben.

Folgende Bibelverse können eine Hilfe sein, sind unabhängig vom jeweiligen Alter und Geschlecht zu sehen und haben ein Ziel: gemeinsam Gott zu loben!

Psalm 69, 31: „Loben will ich den Namen Gottes im Lied und ihn erheben mit Dank.“

Psalm 148,12+13: „Junge Männer und auch Jungfrauen, Alte samt den Jungen: Sie sollen loben den Namen des Herrn! Denn allein sein Name ist hoch erhaben, seine Hoheit ist über Erde und Himmel.“

Aufeinander zugehen

Die Jugend traf sich freiwillig in der Woche zum Singen-Üben, um den Geschwistern zu Beginn des Gottesdienstes das neue Liedgut beizubringen. Dafür wurden im Gottesdienst 15 Minuten zusätzlich eingeplant. In den folgenden Monaten wurden viele neue Lieder gelernt und von der Gemeinde fröhlich gesungen. Alte sangen mit den Jungen. Keiner der Jüngeren schaute gelangweilt zur Decke, wenn wir alte Lieder sangen. Keiner der Älteren blieb bei den neuen Liedern stumm. Zunächst wurden die neuen Lieder nur in der Wortverkündigung und in der Bibelstunde vorgeschlagen. Heute werden sie auch in der Anbetungsstunde vorgeschlagen, ohne dass es ungeistlich wirkt. Alle haben sich daran gewöhnt und die Gemeinschaft untereinander ist dadurch gewachsen. Gegenseitiger Respekt ging über den eigenen Musikgeschmack hinaus.

Wichtig ist die Vorbildfunktion der älteren Geschwister. Sie gingen auf die Jüngeren zu und bemühten sich, die neuen Rhythmen und Texte zu singen. Das ebnete den Weg für die Jüngeren, die Lieder der Älteren bewusst mitzusingen, auch wenn ihnen der Text antiquiert erschien.

Gegenseitiger Respekt ging über den eigenen Musikgeschmack hinaus.

Wenn wir darauf bedacht sind, gemeinsam Gott zu loben, erfahren wir Segen und Freude für Alt und Jung.

Aktuell haben wir begonnen die neuen Lieder zu begleiten. Begabte Geschwister spielen Querflöte, Trompete oder Saxofon. Dazu kommt Klavier und ein dezent eingesetztes Schlagzeug. Wieder eine Neuerung, die nach den ersten „Hörgenüssen“ auf sehr positive Resonanz bei jungen wie älteren Geschwistern gestoßen ist. Musikalische Menschen setzen ihre Gabe für das Lob Gottes ein.