Erwartungen an den Jugendmitarbeiter

Wie gehen wir mit den Erwartungen der Eltern an die Jugendarbeit um? Können wir sie kennenlernen und umsetzen? Haben wir den Mut bzw. den Willen dazu?
Erwartungen an den Jugendmitarbeiter

Welche Erwartungen haben Eltern an die Jugendmitarbeiter?

Ist diese Frage überhaupt zulässig? Junge Menschen bringen sich in diese Arbeit freiwillig ein, opfern große Teile ihrer Freizeit und setzen sich damit für fremde Jugendliche und für die Gemeinde ein. Wie können Eltern da Erwartungen äußern? Müssen sie nicht prinzipiell mit dem zufrieden sein, was angeboten wird? Zudem ist es sehr schwer, überhaupt Mitarbeiter zu finden. Die Mitarbeiterkreise sind teilweise chronisch unterbesetzt. Mit hohen Erwartungen an diesen Personenkreis wird die Auswahl an Kandidaten immer geringer, worunter dann die ganze Arbeit leidet.

Andererseits: Haben die Eltern überhaupt konkret Erwartungen? In über 20 Jahren als Mitarbeiter und Jugendleiter habe ich kaum Elterngespräche erlebt, in denen Erwartungen an uns geäußert wurden. Meist ging es um einzelne Probleme der Kinder.

Brauchen wir also eine solche Fragestellung in der Jugendarbeit, wenn sie am Ende den Mitarbeiterkreisen mögliche Mitarbeiter nimmt und Eltern scheinbar kein Interesse daran haben?

„Das Bessere ist der Feind des Guten!“

Ja, genau diesen Dialog benötigen wir, um den Jugendlichen die beste Qualität von Jugendarbeit bieten zu können. Die Frage nach den Erwartungen führt uns in einen offenen und kritischen Blick, der Schwachstellen, aber auch notwendige Veränderungen aufzeigt.

Im rheinland-pfälzischen Schulgesetz ist verankert, dass Eltern das Recht und die Pflicht haben, an der schulischen Erziehung ihrer Kinder mitzuwirken. Der Gesetzgeber hat den Eltern nicht nur Rechte eingeräumt, sondern sie sogar in die Pflicht genommen, um den Kindern eine bestmögliche Bildung zu ermöglichen. Schule und Eltern sind Partner in der Erziehung.

Davon sind wir nach meiner Erfahrung in der Gemeinde weit entfernt, obwohl wir in Gottes Wort dazu aufgefordert werden, einander zur Seite zu stehen und uns gegenseitig zu guten Werken anzuregen. Es gibt Anforderungsprofile für Diakone, die man sicher auch auf die Jugendmitarbeiter anwenden kann und es gibt die Verantwortung der Eltern für das (geistliche) Wohlergehen ihrer Kinder zu sorgen.

Von beiden Seiten geäußerte Erwartungen dürfen nicht als lieblose Kritik verstanden werden. Sie sind wertvolle Hinweise auf dem Weg zu einer besseren Arbeit, von der am Ende auch die Gemeinde profitiert.

Auswertung einer Umfrage

Um etwas objektiver an dieses Thema herangehen zu können, habe ich viele Eltern und Mitarbeiter nach Ihren Erwartungen gefragt. Herausgekommen ist eine sehr hilfreiche und nachdenkenswerte Mindmap mit 69 Erwartungen von den Eltern an die Mitarbeiter und 28 von den Mitarbeitern an die Eltern.

Kernpunkte der Erwartungen an die Mitarbeiter:

  • Vorbild im Glaubensleben
  • Vorbild im Charakter
  • Motivation / Herzenshaltung
  • Prioritäten in der Mitarbeit
  • Zusammenarbeit und Ideen im Mitarbeiterkreis
  • Rechtliche Erwartungen

Kernpunkte der Erwartungen an die Eltern:

  • Beten für Mitarbeiter
  • Verfolgen gleichen Ziele
  • Sind die „vorrangigen“ Erzieher
  • Vorbilder im Glaubensleben
  • Sind zuverlässig
  • Bringen sich in die Arbeit ein
  • Kommunizieren mit den Mitarbeitern

Eine solche Mindmap könnte bei uns eine neue Gesprächskultur in Gang setzen, wenn der Mut und der Wille dazu bestehen, sie zu veröffentlichen und sich darüber auszutauschen. Hierfür müssten aber erst einmal Formen entwickelt werden. Ob ein Elternabend für Jugendliche ab 16 eine Resonanz hervorruft? Vielleicht muss man auch früher ansetzen? In der Jungschar oder dem Teenykreis? Ein Versuch ist es allemal wert!