Der Flüchtling & Ich

Warum dir als Christ die Flüchtlinge am Herz liegen sollten, erfährst du in diesem Artikel.
Der Flüchtling & Ich

„Age of Migration“

Für viele Menschen auf dieser Welt ist Fremdsein eine alltägliche Erfahrung. Wir leben im „Age of Migration“. Jeden Tag ziehen 180 000 Menschen vom flachen Land in die Megacities der südlichen Halbkugel. Man spricht von 220 Millionen Migranten, die weltweit außerhalb der Grenzen ihres Heimatlandes unterwegs sind. Darunter finden sich hochbezahlte Fachkräfte multinationaler Konzerne, rechtlose Wanderarbeiter auf den Großbaustellen in den Golfstaaten, internationale Studenten an deiner Uni oder auch die Flüchtlinge in der Asylunterkunft um die Ecke.

Fremdsein ist Lebensrealität

Auch hier in Deutschland sind wir Deutsche vielfach Fremde. Nach der Wende zog es Millionen von ostdeutschen Bürgern auf der Suche nach besser bezahlter Arbeit in den Westen. Mit dem Studienbeginn endet für viele Gymnasiasten das beschauliche Leben in der Heimat und sie werden zu Fremden in der Unistadt. Auch Heirat oder eine neue Stelle führt für viele zu einem Neustart in einer fremden Umgebung. In der Fremde leben ist nicht einfach. Besonders wenn man zu der Gruppe der Flüchtlinge gehört, die außer den Kleidern am Leib nichts mitbringen und von den Einheimischen oft als Belastung und Problem empfunden werden.

57 Millionen Flüchtlinge

Heute sind nach Angaben der UNO mehr Flüchtlinge unterwegs als je zuvor in der Geschichte der Menschheit. Neu sind die wachsenden Zahlen von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. Zigtausende Jugendliche aus Afghanistan und anderen Krisenregionen des Nahen und Mittleren Ostens kommen alleine in die EU und nach Deutschland. Die Flüchtlingspolitik der EU und Deutschlands konzentriert sich bisher fast ausschließlich auf Abschottung und Abschreckung. Trotzdem kamen im letzten Jahr über 200000 Asylbewerber zu uns. Für 2015 rechnet die Regierung mit 300000.

Angst vor Überfremdung und zunehmender Rassismus

Auf dem rechten Rand, aber auch in der Mitte der Gesellschaft erwächst eine zunehmende Angst vor Überfremdung. Hinzu kommt eine Furcht, dass die religiösen und politischen Konflikte des Nahen und Mittleren Ostens auch auf hiesigem Boden ausgetragen werden. Islamistische Terroranschläge in den Nachbarländern und die Schreckensbilder der IS Propaganda nähren einen eh schon latent vorhandenen Rassismus. Dies gilt gerade im Blick auf die wachsende Zahl der Muslime in unserem Land. PEGIDA Demonstrationen sind Ausdruck einer zunehmenden Ausländerfeindlichkeit.

Der Blick auf die Fremden

Wir als Christen sollten in der Flüchtlingsproblematik eine Sonderrolle einnehmen. In der Bibel ist Flucht und Migration eines der großen Themen in Gottes Geschichte mit seinen Menschen. Es scheint geradezu dass Gott Migration – „in der Fremde unterwegs sein“ – gebraucht, um Menschen dahin zu bringen, dass sie ihn suchen und finden. Abraham war ein Migrant auf Gottes Befehl. Jesus selber war ein politischer Flüchtling und fand mit seinen Eltern in Ägypten Schutz vor Herodes. Petrus schreibt seinen Brief an die „von Gott erwählten, die –als Fremde in dieser Welt – über die Provinzen …verstreut sind.“ (1. Petrus 1,1).Von daher dürfen wir als Christen in Deutschland gerade Flüchtlingen Zuwendung geben und ihnen zeigen, dass sie bei Gott willkommen und nicht vergessen sind. Gastfreundschaft für traumatisierte Flüchtlinge ist die Aufgabe für die Gemeinde in Deutschland zum gegenwärtigen Zeitpunkt.

Gemeinde – ein Ort gelebter interkultureller Versöhnung

Die Gemeinde ist der Ort, an dem Barrieren zwischen Menschen aufgehoben werden durch Christus. „Da ist nicht mehr Jude noch Grieche, nicht mehr Sklave noch Freier, sondern alle und in allen Christus“. Die Bibel überwindet jede Form von Rassismus, indem sie betont, dass wir alle von einem, nämlich von Adam abstammen, dass durch Christus alle verbunden werden, egal von wo sie herkommen und dass in Gottes neuer Welt seine Familie aus allen Völkern ihn preisen wird. Von daher ist es das allernatürlichste, dass in der Gemeinde Schritte gegangen werden, diese Einheit in Christus schon jetzt zu leben. Junge Christen in Deutschland haben dabei eine besondere Rolle. Durch ihre Offenheit und ihr Aufwachsen in einer multikulturellen Gesellschaft bringen sie Erfahrungen mit, die sie ein interkulturell versöhntes Zusammenleben in der Gemeinde einbringen können.

Weltmission geschieht durch dich

Christen sollten nicht über Überfremdung klagen, sondern sich freuen, dass Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen nach Deutschland kommen. Wir müssen nicht in ferne Länder reisen, um missionarisch unterwegs zu sein. Weltmission geschieht auch zwischen Kiel und München, zwischen Frankfurt und Görlitz. Du kannst für einen Flüchtling aus Afghanistan, Iran oder Syrien der sein, der ihm in der Fremde ein Stück Heimat gibt. Durch dich hat er die Chance Jesus und seine Gemeinde kennen zu lernen und zu erfahren dass „…Gott den Fremden liebt.“ (5.Mose 10,18)