Auf das WIE kommt es an

Die Botschaft der Bibel ist begeisternd. Und gerade deshalb ist sie es auch wert, entsprechend begeisternd (und nicht nur begeistert) vermittelt zu werden.
Auf das WIE kommt es an

Neulich hörte ich eine Andacht, in der der Prediger jeden zweiten Satz beginnen ließ mit: „Es ist interessant …“, „Es ist sehr interessant …“, „Das ist auch interessant …“. In den jeweiligen Sätzen dazwischen verwendete er alternativ das Wort „spannend“. Das Einzige, was ich als Zuhörer irgendwann noch interessant fand, war die Tatsache, dass die Rede durch die häufige Verwendung immer gleicher Worte immer uninteressanter wurde.

Ich will dem Freund nicht absprechen, dass er von dem, wovon er sprach, begeistert war. Über sprachliche Aspekte seiner Andacht aber kann er bei der Vorbereitung kaum nachgedacht haben. Die Botschaft der Bibel ist begeisternd. Und gerade deshalb ist sie es auch wert, entsprechend begeisternd (und nicht nur begeistert) vermittelt zu werden.

Wenn ich eine Predigt vorbereite, dann in zwei Phasen:

Zuerst das „Was“ …

Zuerst geht es selbstverständlich um den Inhalt. Ich studiere, wenn es um eine Textpredigt geht, eingehend den Bibelabschnitt und den dazugehörigen Zusammenhang: Ich will herauszufinden, was Gott uns mitteilen möchte. Die Botschaft versuche ich dann möglichst eindeutig auf den Punkt zu bringen. Gleichzeitig suche ich nach Hinweisen, wie das Thema anzuwenden ist.

… dann das „Wie“

Wenn der Inhalt so weit steht, gehe ich mein Manuskript noch einmal durch und dann wieder und wieder. In dieser zweiten Phase geht es mir um die Art und Weise der Vermittlung: um Ausdrücke, Wortspiele, Bilder/Vergleiche und um interessant klingende Sätze. Einen wertvollen Ring, den man verschenken will, packt man nicht in Zeitungspapier ein. Das wäre lieblos. Die Verpackung muss dem Inhalt entsprechen. Darum gilt es, einiges an Ideen in das „Wie“ der Vermittlung zu investieren.

Dabei spielt auch eine Rolle, wen ich vor mir habe. Ich muss mich in die Lebenswelt meiner Zuhörer hineinversetzen. Sind es Teenager? Studenten? Jugendliche aus sozial schwierigem Hintergrund? Was beschäftigt sie?

Drück dich treffend aus!

Formuliere die Andacht/Predigt aus! Verwende möglichst kurze, klare Sätze! Geize mit Adjektiven! Erfinde interessante Formulierungen! Es ist ein Unterschied, ob du sagst: „Viele Menschen glauben heute an Talismane und Horoskope“, oder ob du es besser in drei kurzen Fragen formulierst: „Wo bewahrst du deine Hoffnungen auf? Um den Hals gehängt? In den Sternen?“ Die Du-Form ist zudem viel persönlicher.

Erzähle Geschichten!

Verwende nachvollziehbare Beispiele und erzähle Geschichten – selbst Erlebtes oder was du irgendwo gelesen hast. So vermittelst du nicht allein Worte, sondern vor allem Bilder, die haften bleiben. Gute Geschichten sind spannend, sind emotional und authentisch. Bei jeder Story, die du erzählst, werden die Leute ganz bei dir sein.

Sei kreativ!

Auch Gegenstände wecken Aufmerksamkeit. Hol nach fünf bis zehn Minuten irgendetwas hervor: ein Werkzeug, ein Kleidungsstück, einen Geldbeutel, mit dem du etwas verdeutlichen willst. Gegenstände – oder was auch immer du präsentierst – dienen auch der Merkbarkeit. An bestimmte Aktionen „auf der Bühne“ werden sich die Leute u. U. auch nach Jahren noch erinnern.

Wenn du dir in der zweiten Phase deiner Vorbereitung genauso viel Mühe gibst wie schon in der ersten, werden es dir deine (jugendlichen) Hörer danken. Es ist besser, wenn deine Zuhörer am Ende sagen: „Das war interessant!“, als wenn du selbst es ihnen gebetsmühlenartig und mit wenig Erfolg einreden musst.